Eine Zigarre zu genießen ist für mich ein Zeitfenster an Entschleunigung die ich mir, so es meine Zeit erlaubt, zwei Mal in der Woche gönne. Oftmals muss ich mir diese Zeit einteilen sonst gelingt es mir nicht. Was ich aber nicht mache ist dass ich, wenn eigentlich keine Zeit ist, hastig und schnell doch noch eine Zigarre anzünde und dann nebenbei noch arbeite.
Dabei ist es in Wirklichkeit dann doch umgekehrt: ich arbeite und konsumiere nebenbei noch eine Zigarre. Das ist was ich eigentlich nicht möchte und habe es mir sehr schnell abgewöhnt. Denn es ist respektlos an den vielen Menschen die an einer Zigarre in Handarbeit beschäftigt sind und diesem Kulturgut des Rauchgenusses ihre volle Aufmerksamkeit vom Tabakfeld bis zum Rollen und Reifen schenken.
Daher ist es nur Rechtens, dem Genuss der Zigarre die benötigte Zeit zu schenken, und somit sich selbst eine kleine, selbstgewählte Auszeit des Alltags zu gewähren. Dies geschieht oft mit lieben Menschen im Gespräch und auch alleine oder mit meiner Frau Irene auf der Terrasse oder im Raucherhaus. Beides sind Rückzugsorte des Innehaltens, dort können entspannt alle Gedanken, die man so wälzt, mit einem guten Gefühl bei jedem Rauchausstoßen dem Kopf, dem Körper bewusst entweichen.
Manchmal hat die Handarbeit so ihre Tücken. Nicht jede Zigarre einer Marke ist gleich, nicht jede Zigarre derselben Charge ist gleich! Jedes Stück ist ein Unikat, für ein Unikat ist es auch legitim die Unzulänglichkeit der Handarbeit zu erdulden. Dies sind ja schöne Worte, die einem sicher nicht in den Sinn kommen (und schon gar nicht von den Lippen) wenn eine Zigarre schlecht bis gar nicht zieht. Wenn sich partout keine Rauchentwicklung und Entspannung einstellt, sondern nur Ärger, weil offensichtlich beim Wickeln oder bei der Tabakblattauswahl ein Fehler unterlaufen ist.
Manchmal passiert dies genau dann wenn eine besondere Zigarre für einen besonderen Geburtstagssmoke oder ähnlichen besonderen Tagen eingekauft wurde. Auf jeden Fall kann es dann auch schon eine extravagante Puro sein, die aufgrund der Seltenheit und längeren Reifezeit auch ihren außergewöhnlichen Preis hat. Wenn sich bei so einer Zigarre dann kein Genuss einstellt, weil sie nicht zieht, ist das in der Tat ärgerlich.
Vor einiger Zeit habe ich aber für so einen Fall von der Rettung mit einem Bohrgerät erfahren. Das Teil ist aus Chirurgenstahl gefertigt und hat extrem scharfe kleine Zähne an der Spitze. Damit kann man vom Mundteil in die Zigarre einen Zugkanal einbohren, der Durchzug wird somit ermöglicht und der Rauchgenuss kann sich einstellen. Ich hoffe dieser kleine Tipp von mir hilft so manchem Aficionado in Zukunft über einige Trübsal hinweg, wenn sein teurer Freund – die Zigarre – nicht und nicht in Rauch aufgehen möchte.